Bad Laasphe(Günter Wack). Es gab bahnbrechende Meilensteine in der Geschichte der Pop Musik – das Plattendbüt von Elvis, die Ankunft der Beatles in Amerika, „Dylan goes Electric“ -, die die Rockkultur prägten und gleichzeitig als Katalysatoren ihrer rasanten Entwicklung wirkten. Mehr als alles andere war das Festival von Woodstock ein solcher Meilenstein. Das Ereignis, bei dem eine halbe Million Fans zu „3 Tagen der Liebe, des Friedens und der Musik“ auf einer kleinen Farm zusammen kamen, ist das Symbol schlechthin für die von Rockmusik geprägte Gegenkultur Ende der sechziger Jahre.

Wenn es in der Geschichte der Popmusik der 60er-Jahre ein Ereignis gibt, das selbst Musik-Desinteressierten ein Begriff ist, dann dürfte es das Woodstock-Musikfestival sein. Knapp 500.000 Menschen campierten im August des Jahres 1969 friedlich auf einem Acker in einem kleinen Ort 160 Kilometer von New York entfernt und feierten in drei Tagen und Nächten sich und 32 bekannte und unbekannte Künstler und Musikgruppen der Rock- und Folkszene.
In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Bilder und Informationen über das Woodstock-Festival derart verklärt, dass man fast den Eindruck hat, dass damals der alte Hippietraum von Liebe, Frieden und Freiheit wahr geworden wäre. Doch die drei Tage waren alles andere als paradiesisch. Nicht nur durch das regnerische Wetter herrschten chaotische Zustände auf dem Gelände, das ab dem zweiten Tag im Schlamm versank. Die Organisatoren waren dem Großereignis in keiner Weise gewachsen, die sanitären Verhältnisse waren katastrophal, Verpflegung und Unterbringung waren mehr als unbefriedigend. Im Endeffekt waren die Festivalbesucher sich selbst überlassen.

Dass es dabei nicht zu einer Katastrophe kam, ist wohl nur dem Zufall und der friedlichen Stimmung unter den Besuchern zu verdanken. Gern übersehen wird, dass immerhin drei Menschen auf dem Gelände starben, Hunderte erlitten kleinere Verletzungen und Tausende mussten wegen Drogenproblemen behandelt werden. Für die beiden Veranstalter, Michael Lang und Artie Kornfeld, und die jungen Investoren John Roberts und Joel Roseman, die das Festival aus rein kommerziellen Überlegungen organisiert und sich Millionengewinne erhofft hatten, geriet das Festival zu einem finanziellen Fiasko.
Woodstock war nicht das erste und nicht das letzte Festival in den späten 60er-Jahren. Viele der Bands waren nach dem ersten großen Popfestival 1967 in Monterrey und in den Wochen vor Woodstock bei Festivals in Atlanta, Denver und Miami unter deutlich besseren technischen und organisatorischen Bedingungen aufgetreten. Diese Festivals sind so gut wie vergessen, obwohl dort jeweils bis zu 100.000 Besucher gezählt wurden. Auch wenn sich unter den knapp 500.000 Woodstock-Besuchern der Love-and-Peace-Gedanke für drei Tage vordergründig realisierte, so wurde hinter den Kulissen schon kräftig an der Vermarktung des Hippietraums gearbeitet. Schallplatten- und Filmrechte wurden schon vor Beginn des Festivals meistbietend verdealt. Neben Janis Joplin, The Who, Jimi Hendrix und Grateful Dead traten neue und wenig bekannte Bands und Künstler wie Melanie, Joe Cocker, Crosby, Stills & Nash und Carlos Santana auf, denen der Auftritt allerdings zum weltweiten Durchbruch verhalf. Für die meisten dieser Musiker bleibt Woodstock in bester Erinnerung, obgleich keiner von ihnen unter zufriedenstellenden Bedingungen auf der Bühne stand.
Die sechziger Jahre waren eine erstaunliche Zeit voller Protest und Rebellion. Eine ganze Generation durfte Alkohol trinken und mit 18 im Vietnam Krieg sterben, aber erst mit 21 Jahren wählen. Unruhe war vorprogrammiert. Die damalige Musik beschäftigte sich mit gesellschaftlichen Themen. Für Aufruhr sorgten die Märsche der Bürgerrechtsbewegung, die Proteste gegen die atomare Aufrüstung und den eskalierenden Krieg in Vietnam. Die Jugend jener Zeit wollte ausbrechen aus der engen und strikten Moral der Fünfzigerjahre. Man hatte sicher noch nie etwas von Richie Heavens gehört, aber als er auf die Bühne kam und anfing „Freedom“ zu singen waren alle wie vom Donner gerührt und alle waren „gepackt“ und von diesem Augenblick wurde das Festival eine echte spirituelle Erfahrung über Frieden. Diesen Erfahrung hat auch heute selbst nach 50 Jahren nichts an ihrer Faszination verloren. Vielleicht brauchen wir heutzutage mehr den je wieder etwas vom „Spirit“ von Woodstock.
Die Ausstellung im „Internationalen Radiomuseum“ mit den Exponaten und Memorabilia“ des Sammlers Günter Wack versucht diesen „Geist“ und die Zeit der sechziger Jahre in Erinnerung zu rufen. Die Ausstellung wird eröffnet am Samstag den 11.Mai 2019 um 14:30 Uhr im Internationalen Radiomuseum in Bad Laasphe. Der Eintritt zur Sonderausstellung ist frei. Die Eröffnung wird musikalisch umrahmt vom „Duo Tobias Wessel und Daniela Lemmer“ aus Gießen mit Folk Songs aus den sechziger Jahren. Die Sonderausstellung geht vom 11. Mai bis zum 27. Oktober 2019 jeweils Dienstag, Donnertag, Samstag und Sonntag von 14:30 Uhr – 17 Uhr.